Review: Tomb Raider: Anniversary |
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Tomb Raider: Anniversary-Review
Ursprünglich wollte ich aus dieser Review eine Mega-Review machen mit Infos zu allen einzelnen Leveln, aber ich habe mich aus Zeitgründen dagegen entschieden. Wie dem auch sei, das hier ist also meine nächste Review zu einem Spiel, dass ich irgendwie besonders mag und auch hervorheben möchte. Viel Spaß beim Lesen!
Die Story:
Die Story von Anniversary lässt sich mit einfachen Worten erklären. Lara wird von Jaqueline Natla beauftragt und soll das geheimnisvolle Scion finden. Also begibt sich Lara in Peru auf die Suche danach, ohne zu wissen, dass ihre Auftraggeberin ein paar Schergen auf sie hetzt, die das Scion an sich nehmen sollen. Im Laufe des Spiels reist Lara von Peru nach Griechenland bis hin zu Ägypten. Das Finale findet im sagenumwobenen Atlantis statt, wo Lara mit Schrecken feststellen muss, dass Natla in Wahrheit die Königin von Atlantis ist, die mit Hilfe des Scion abscheuliche Kreaturen erschaffen hat und ein siebtes Zeitalter einleiten will.
Die Story von Anniversary ist jetzt nicht der Knüller schlechthin, aber die Story zieht sich wie ein roter Faden durch das Spiel und ergänzt die bekannte Story aus dem ersten Tomb Raider um ein paar nette, zusätzliche Details. Auch die Charaktere aus dem Original sind wieder mit dabei und haben etwas mehr Tiefe bekommen. Leider bleiben Mimik und Gestik bei den Charakteren auf der Strecke.
Die Gegner:
Die Gegner in Anniversary sind entweder tierischer oder mythischer Natur. Menschliche Gegner trifft man nur in Zwischensequenzen, welche dann mit Quick Time-Events unterlegt sind. Auch sind die Gegner wie so oft keine Intelligenzbestien. Dafür trifft man sowohl an Land, im Wasser als auch in der Luft auf unterschiedliche Gegner. Eines haben alle Gegner, die nicht fliegen können, gemeinsam: Sie können keine hohen Sprünge machen, um Lara zum Beispiel auf einer erhöhten Position anzugreifen. Dafür wiederrum können die später auftauchenden Zentauren und Mumien schmerzafte Feuerbälle werfen, die selbst auf weite Ferne ihr Ziel noch treffen.
Die Gegner sind den einzelnen Schauplätzen Peru, Griechenland, Ägypten und Atlantis zugeordnet. Man trifft also keine Gegner von Atlantis in Peru. Auch sind die Gegner selbst sehr unterschiedlich. Von Fledermäusen zu Wölfen bis hin zu Raptoren ist alles in Peru dabei. In Griechenland wiederrum wollen einem Löwen und starke Gorillas ans Leder, während in Ägypten einem Krokodile und Mumien das Leben zur Hölle machen. In Atlantis hingegen nimmt das ganze dann seinen Höhepunkt mit gehäuteten Raubkatzen und fliegenden Mutanten, die allesamt Feuerbälle auf Lara werfen.
Gekrönt wird das ganze durch die sehr gut inszenierten Bossgegner. Sei es der gute alte Tyrannosaurus Rex, den man mit Hilfe der Umgebung töten muss, indem man ihn blind macht und dann in drei Stachelrollen lockt oder seien es die beiden riesigen Zentauren in Griechenland, die Feuerbälle werfen und Lara sogar versteinern können. Doch das Finale mit dem riesigen, gehäuteten und beinlosen Torso-Mutanten sowie der geflügelten, mutierten Natla, übertreffen selbst das Treffen mit dem T-Rex und den beiden Zentauren. Jeder Gegner verfügt über eine Adrenalin-Anzeige. Diese Leiste wird durch Schüsse gefüllt und macht den Gegner bzw. Bossgegner richtig wütend, so dass dieser Gegner/Bossgegner auf euch zustürmt und ihr die Möglichkeit habt, den Gegner per Adrenalin-Move schnell mit einem Kopfschuss niederzustrecken. Insgesamt wartet also eine tolle bunte Mischung an Gegnern auf Lara, deren Höhepunkte definitiv jeweils bei den Bossgegnern liegen.
Waffen & Extras:
Die Waffen sind die selben wie im Original. Sprich die Pistolen mit unendlich Munition besitzt ihr von Anfang an. Hinzu gesellen sich die Schrotflinte, welche für größere Gegner recht gut geeignet ist, dafür aber nur im Nahkampf die beste Wirkung erzielt. Am Ende kommen dann noch die Magnums und die Uzis dazu. Gerade letztere sind recht praktisch, weil sie für die Bossgegner hervorragend geeignet sind, um dessen Adrenalin-Anzeige schnell zu füllen. Mehr zu der Adrenalin-Anzeige gibt es unter dem Punkt "Gameplay". Die Waffen von Anniversary sind alle unterschiedlich, haben unterschiedliche Stärken und Schwächen, müssen mit Ausnahme der Pistolen auch erstmal in den Leveln gefunden werden und haben den klaren Nachteil, dass es einfach zu wenig Waffen sind. Natürlich muss man klarstellen, dass es sich um ein Remake handelt, aber trotzdem hätten ein paar mehr Waffen nicht geschadet. Die einzige Ausnahme bildet die goldene Schrotflinte und die silbernen MGs. Diese beiden Bonuswaffen werden per Cheat aktiviert, nehmen aber im Gegenzug jede Art von Spielspaß, der vorhanden ist.
Bei den Extras sieht es erfreulicher aus. Anniversary gab es zu Anfang mit einer Bonus-Disc, auf der sich weiteres Bonusmaterial befand. Darüber hinaus gibt es im Spiel selbst einige Extras wie zum Beispiel die Entwickler-Kommentare, die freigeschaltet werden und dann im Spiel selbst angewählt werden können. Durch diese Kommentare erhält man interessante Infos zu den einzelnen Leveln, Räumen und auch Vergleiche zum Original. Erwähnenswert seien auch die Bonuskostüme und der Soundtrack des Spiels. Den Soundtrack könnt ihr euch an der Jukebox im Croft Manor anhören, allerdings müsst ihr dafür erstmal die Rätsel im Croft Manor lösen, um ins Musikzimmer zu kommen. Wie schon erwähnt gibt es auch diverse Cheats für das Spiel, welche die Entwickler ins Spiel gepackt haben. Ich persönlich rate aber von diesen Cheats ab, da sie alles, was das Spiel ausmacht, zerstören. Und am Ende gibt es dann noch Galerien, bei denen das Original mit dem Remake verglichen wird und sogar Charakter-Biografien gibt es im Spiel. Insgesamt also mal wieder ein Spiel, bei dem die Extras stimmen, auch wenn es hier und da mal kleinere Sachen zu bemängeln gibt.
Gameplay:
Dank Crystal Dynamics ist Anniversary ein Spiel, welches sich butterweich steuern lässt. Die Steuerung geht locker von der Hand und ist nahezu immer flüssig. Der Unterschied zum Original ist der Enterhaken, mit dem ihr an irgendwelchen Hakenpunkten schwingen könnt und sogar an Wänden entlanglaufen könnt. Gerade in Ägypten wo alles in Bewegung ist, ist dieser Enterhaken ein Muss. Außerdem gibt es wie für Tomb Raider typisch wieder mal ordentliche und gefährliche Fallen, die Lara das Leben schwer machen wollen. Dank der Spiel-Physik werden auch neue Sachen möglich wie zum Beispiel, dass man Lara als Gegengewicht benutzen kann, um Tore zu öffnen oder das man Kugeln geschickt rollen muss, um Tore oder Mechanismen zu öffnen. Aufgelockert wird das Gameplay durch Quick Time-Events, welche zwar nicht so häufig sind, aber auch nicht allzu schwer sind, da diese Quick Time-Events nur in Zwischensequenzen vorkommen. Neu hingegen ist der Adrenalin-Move, bei dem man Gegner wütend macht und am Ende einen tödlichen Kopfschuss benutzen kann. Bei den Bossgegnern ist dieser Kopfschuss aber meistens nicht tödlich, sondern Teil der Strategie, um den Bossgegner Stück für Stück zu bezwingen.
Das Prinzip ist einfach: Man schießt auf den Gegner, bis dieser wütend ist. Ist der Gegner wütend, wird dieser schnell auf Lara zustürmen. In dem Moment weicht man mit gezogenen Waffen und Rolle seitwärts aus. Danach tauchen zwei Zielvisiere auf, die wenn sie mittig aufeinander liegen, den tödlichen Kopfschuss verursachen. Insgesamt eine nette, schnelle Art und Weise, um einen Gegner zu bezwingen. Neben dem normalen Gameplay glänzte das Original mit langen Schwimmpassagen, die in Anniversary weniger vorhanden sind. Man taucht zwar immer noch viel unter Wasser ab, aber nicht mehr so oft, nicht mehr so lang und immer wieder mit kleinen Zwischenstopps, um rechtzeitig nach Luft schnappen zu können. Zu den Leveln sage ich ja später ausführlich noch etwas, aber die Level sind insgesamt relativ einzigartig, also kein Level gleicht dem anderen. Hinzu kommt noch das Croft Manor, also Laras Anwesen, welches nun auch mit einem Labyrinthgarten versehen ist. Ausruhen kann man sich dort trotzdem nicht, denn der Croft Manor-Abschnitt ist ein Rätsel, das man bewältigen muss. Der Croft Manor-Abschnitt eignet sich bestens dafür, um Laras Fähigkeiten zu trainieren und zu üben. Insgesamt gibt es kleinere Schwächen im Gameplay wie die erwähnte Spiele-Physik, die gerade bei Laras Todesanimationen nicht sonderlich gut umgesetzt wurde.
Grafik & Sound:
Tomb Raider: Anniversary glänzt auf allen Plattformen mit einer durch und durch guten Grafik. Ebenso gilt dies für den Sound. Die Level sind grafisch alle bestimmten Themen zugewandt. So ist Peru etwas exotischer mit vielen Pflanzen, während Griechenland mit seinem alten, griechischen Stil trumpfen kann. Ägypten hingegen ist wegen dem Sand insgesamt mehr in Beige und Hellbraun gehalten, während Atlantis mit seinen organischen Wänden trumpfen kann. Gerade die Effekte auf Lara sind wunderschön anzusehen. So wird Lara mit der Zeit schmutzig, wenn sie öfter mal durch den Dreck rollt oder sie wird klitschnass, nachdem sie tauchen war. Leider sind manche Texturen matschig. Dafür können PC-Besitzer das Spiel mit Mods ordentlich aufwerten und verändern. Keine Abzüge gibt es dafür beim Sound, den Soundeffekten und dem Soundtrack. Alles passt sich perfekt dem Spielgeschehen an. Winziges Manko ist, dass manche Soundtracks im Spiel etwas präsenter hätten sein können oder durchdringender, aber das ist ausnahmsweise meckern auf hohem Niveau.
Allgemeines:
Es gibt reichlich Merchandising-Artikel wie Lösungsbücher, Spielfiguren, T-Shirts, Mousepads, Poster und Co. Darüber hinaus gibt es auf Fanseiten etliche Artworks, Screenshots, Patches und Mods zu dem Spiel. Ebenso schön ist die Tatsache, dass es Kontrollpunkte im Spiel gibt, die einem helfen, wenn man mal stirbt. Freies Speichern ist aber auch möglich. Ebenfalls erwähnenswert ist, dass Tomb Raider: Anniversary auf nahezu allen Plattformen erhältlich ist. Die Playstation 3-Version kommt allerdings erst im März 2011, da sie ein Teil der Tomb Raider HD-Trilogy sein wird, die auch Legend und Underworld enthält. Auch muss man sagen, dass Anniversary zeigt, wie ein gutes Remake von einem Spieleklassiker aussehen muss und auch sein muss. Einziges kleines Manko ist, dass man manche Räume und Level nicht wieder erkennt, da sie teilweise stark verändert wurden. So wurden im Remake zum Beispiel die Level "Zisterne" und "Tihocans Grab" zusammengepackt, obwohl beide Level separat groß genug gewesen wären.
Pro & Kontra
Story:
+ Story vom Original
+ Story vom Original wurde verbessert und erweitert
+ Altbekannte Charaktere
+ Lara hat mehr Charaktereigenschaften
- Mimik kaum vorhanden
- Gestik kaum vorhanden
- Schwache Bösewichtin
- Kaum Wiederspielwert durch Story
Gegner:
+ Gegner aus dem Original
+ Verschiedene Gegner
+ Bossgegner gut inszeniert
+ Gegner sind Schauplätzen zugeordnet
+ Quick Time-Events bei Bosskämpfen
- Keine Künstliche Intelligenz
- Zu wenig Bossgegner
Waffen & Extras:
+ Waffen aus dem Original
+ Inventar vorhanden
+ Medipacks wurden ins Spiel integriert
+ Artefakte und Relikte zum sammeln in jedem Level
+ Jede Waffe hat unterschiedliche Anwendungsbereiche
+ Waffen müssen erst gefunden werden
+ Reichlich Munition vorhanden
+ Viele Extras zum Freispielen
+ Bonuskostüme zum freischalten
+ Bonus-DVD bei manchen Versionen des Spiels mit reichlich Boni
- Zu wenig Waffen
- Bonuskostüme haben keinen Nutzen und keine spezielle Funktion
- Kein Tunen der Waffen
- Cheats vorhanden
Gameplay:
+ Quick Time-Events
+ Adrenalin-Move zum schnellen töten der Gegner
+ Flüssige Animationen
+ Leichte Steuerung
+ Croft Manor vorhanden
+ Enterhaken wurde eingebaut, der das Gameplay erweitert
+ Tolles Leveldesign
+ Reichlich Fallen, die Laras Leben schnell beenden können
+ Spiel-Physik vorhanden
- Enterhaken kann beim Wandlauf für Frust sorgen
- Spiel-Physik ist fehlerhaft bei Todes-Animationen
Grafik & Sound:
+ Tolle Grafik
+ Tolle Wassereffekte
+ Effekte bei Lara (sie wird schmutzig und nass)
+ Sound ist atmosphärisch
+ Soundeffekte beleben die Level
+ PC-Spieler können Mods benutzen
+ Stimmige Licht- und Schatteneffekte
- Grafik manchmal matschig
- Sound könnte manchmal stärker sein
Allgemeines:
+ Viele Merchandising-Artikel
+ Verschiedene Versionen für verschiedene Plattformen
+ Automatisches und freies Speichern möglich
+ Gelungenes Remake vom ersten Tomb Raider
- Manche Räume bzw. Level wurden komplett umgebaut, so dass man nicht immer weiß, welcher Raum es im Original war
Fazit:
Mein Fazit zu Tomb Raider: Anniversary fällt positiv aus. Das Spiel ist ein sehr gutes Remake des ersten Tomb Raider geworden und versprüht seinen ganz eigenen Charme. Hinzu kommt, dass Anniversary auf nahezu allen Plattformen erhältlich ist. Die Playstation 3-Version folgt im März als Bundle zusammen mit Legend und Underworld. Ich persönlich kann die Xbox 360-Version nur wärmstens empfehlen, auch wenn die Grafik nicht wirklich NextGen ist, aber sie spielt sich etwas flüssiger als die PS2-Version oder als die Wii-Version. Wer mit dem ersten Tomb Raider damals nichts anfangen konnte, der sollte sich Anniversary schnappen, denn von den neuen Tomb Raider-Spielen ist Anniversary die Perle schlechthin. Loben möchte ich vor allem die Einsamkeit im Spiel. Man hat kein Headset wie in Legend durch das ständig Laras Helfer labern, sondern man ist allein unterwegs. Ein weiteres Lob verdient das Gegner-Design, denn die Gegner sind auf ihre Art und Weise trotz mangelnder K.I. eine Wucht. Dass die Bossgegner wuchtig sind, muss ich wohl nicht erwähnen. Erwähnen sollte ich das Leveldesign. Mein persönlicher Lieblings-Abschnitt ist Griechenland und Ägypten, einfach weil die Atmosphäre dort so richtig stimmt. Schwierigkeitsgrad-Fetischisten kommen leider nicht auf ihre Kosten, denn die Gegner sind auf den höheren Graden nicht wirklich schwerer.
Na ja, ich könnte jetzt stundenlang weiter reden und schreiben, mache an dieser Stelle aber mal einen Schnitt. Fakt ist, dass Anniversary ein verdammt gutes Remake geworden, welches durch moderne Grafik und moderne, aber leichte Steuerung glänzt. Ich persönlich fand den ersten Teil von Tomb Raider immer gut, aber nie sehr gut, weil manche Sachen gestört haben. Umso erfreulicher ist es, dass Crystal Dynamics, die Macher von Soul Reaver und Gex, the Gecko, mit diesem Remake eine Spiele-Perle erschaffen haben, die aber leider nicht die volle Punktzahl bekommt.
Das Spiel bekommt daher 9 von 10 Punkten. Es schrammt quasi haarscharf an einer vollen Punktzahl vorbei, einfach weil Kleinigkeiten wirklich nerven. In meinem Fall nervt mich die Physik im Spiel. Man hätte Anniversary mit einer realistischen Physik ausstatten sollen und stattdessen auf die Altersfreigabe scheissen sollen, denn wie kann es sein, dass jemand der auf Stacheln fällt, nicht aufgespießt wird, sondern erst gegen die Decke des Raumes knallt und dann Meter weit in eine Ecke rutscht? Diese mangelnde Physik, die sich von Legend über Anniversary bis hin zu Underworld zieht, ist unter aller Sau und mehr als eine derbe Frechheit, nur um eine mildere Altersfreigabe von der USK zu bekommen.
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