Kapitel 10
„Jill… Ich glaub‘, der will uns wehtun…“, meinte Chris zögerlich, während der Bauer sich langsam, aber zielsicher auf ihn zubewegte.
„Meinst du? Ich glaub‘ eher, der will dir wehtun…“, gab Jill amüsiert zurück und betrachtete den zurücktorkelnden Chris.
„Äh… Wenn du jetzt nicht weggehst, tu‘ ich dich verhaften!“, drohte Chris und richtete sein HK416 auf den Bauern, was diesem allerdings nicht sehr viel auszumachen schien. Unbeeindruckt streckte er seinen rechten Arm aus und versuchte offenbar, nach Chris Hals zu greifen und ihn zu würgen.
„Guck, Soapie, jetzt bringt er ihn um!“, lachte Jill.
„Der Glückliche…“, meinte der SASler resigniert.
„Könnte mir mal jemand helfen?!“, schrie Chris in blanker Panik, während er die schmutzigen Hände des Landwirten mit seinen eigenen abwehrte.
„Mein Gott, Redfield, du hast `ne Waffe! Knall ihn halt ab…“, stöhnte Jill gelangweilt.
„Und wenn er was über die Dingsbumstochter weiß?!“
„Dann sagt er es uns sowieso nicht, weil er ein geisteskranker Bauer ist…“
Die Situation schlug blitzartig um: Der Landwirt hatte ungeahnte Kräfte entwickelt und Chris – sowie sich selbst – zu Boden geworfen. Ihm entfuhr ein merkwürdiges Knurren, während er wild mit den Fäusten auf den hysterisch kreischenden Chris einschlug.
„Oh scheiße…“, meinte Jill verwirrt, während sie ihr Kampfmesser zog und es dem Bauern in den Rücken rammte. Soap hatte sich offenbar entschlossen, die Situation lediglich zu beobachten und es für’s erste dabei zu belassen.
Doch das Messer im Rücken schien den Bauern lediglich noch aggressiver zu machen, das Knurren ging in einen markerschütternden Schrei über und die Schläge wurden heftiger. Chris hatte sich wohl inzwischen daran erinnert, eine Nahkampfausbildung absolviert zu haben und schaffte es schließlich, den prügelnden Landwirten von sich herunter zu bekommen.
„Du blöder Doofmann!“, zischte Chris, sobald er wieder auf den Beinen war, und untermalte diesen Ausruf mit einem Tritt in die Seite, der den Bauern, welcher ebenfalls im Begriff aufzustehen war, am Boden hielt.
Das war zu viel für den Spanier. Sein Geschrei entwickelte sich zu einem unheimlichen Winseln, bevor er – immer noch in Rückenlage – ziellos um sich schlug und trat. Jill nahm ihre MP5SD6 in den Anschlag und feuerte eine Salve, die in den Brustkorb des Bauern einschlug und ihn endlich verstummen lies.
„Und… Was genau war das jetzt?!“, fragte Jill ungläubig, während sie die Leiche betrachtete.
„Ein Bauer.“, gab Soap knapp zurück.
„Ja das weiß ich wohl, Soapielein… Aber warum war er so…“
„Doofmännisch behindert!“, ergänzte Chris, offenbar beleidigt, dass man ihm nicht früher geholfen hatte.
„Du schaffst es mal wieder, die Lage von einer Sekunde zur anderen ins Lächerliche zu ziehen, Redfield…“
„Lass mich in Frieden, du blöde Kuh!“
„Zu gern.“
„Ja, schön!“
„Schön.“
Chris wandte sich beleidigt ab, während Jill sich wieder ihrem SASler um den Hals warf – ganz zu dessen Leidwesen.
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„If you’re a Stranger and ya know it clap your hands!“, sang der Händler vergnügt, während er um die genervte Zoe herum hüpfte, seinen Kopf wechselweise auf ihrer rechten und ihrer linken Schulter ablegte und dabei mit den Händen klatschte.
„If you’re a Stranger and ya know it clap your hands! If you’re a Stranger and ya know it and ya really want to show it – if you’re a Stranger and ya know it clap your hands!!”
„Wärst du also jetzt damit fertig?!“, knurrte Zoe verärgert.
„Not at all, Stranger! That was only the first stanza! Wait 'till ya heard the other ones, Stranger!”
„Bitte nein…“, stöhnte Zoe verzweifelt, während der Merchant seinen Kopf schon wieder auf einer ihrer Schultern abgelegt hatte.
„Hm. Well, we could make a break, Stranger! We could eat somethin’, or play some Tic-Tac-Toe…”
„Du Hobbyspastiker verlierst doch sowieso immer!!“, gab Zoe aggressiv zurück und verpasste dem Händler einen unsanften Kinnstoß mit der Schulter.
„Heheheheh, I truly love that game, Stranger…“
„… Hast du zugehört, was ich gerade gesagt habe…?“
„Heheheheh… Hm?“
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„Das ist ja peinlicher als alles, was Redfield und Valentine je passieren könnte…“, flüsterte Wesker sich selbst zu, während er sich nervös umsah. Er hatte sich tatsächlich im Wald verlaufen. „Aber das kommt alles wieder in Ordnung… Gleich sehe ich Ryman und den komischen Händlersmann vor mir herlaufen, und dann kommt alles wieder in beste Ord… Was war das?!“
Für einen kurzen Moment hatte es sich so angehört, als würde ganz in der Nähe eine Kettensäge laufen.
„Nein. Das hörte sich nicht so an… Das IST so!“, dachte Wesker angespannt und blieb stehen. Tatsächlich ratterte hier eine Kettensäge durch die kühle Abendluft – das Geräusch schien sich jedoch stetig von Wesker wegzubewegen.
„Hmmm… Wenn es ein gestörter Kettensägenmörder ist, dann hat er es wenigstens nicht auf mich abgesehen…“
Mit diesem nahezu aufheiternden Gedanken ging Wesker weiter – orientierungslos wie eh und je…
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„… Und dann haben wir uns alle bei McDonalds getroffen und herzlichst über die Sache gelacht. Gut, und jeder durfte Brad einmal kräftig in die Eier treten. Nur Jill nicht. Die durfte dreimal.“, schloss Barry seinen Erlebnisbericht über den Mansion Incident. Leon sah ihn ungläubig an.
„Aber… Eins verstehe ich an der ganzen Sache nicht… Warum habt ihr euch nicht bei Burger King getroffen? Das ist doch tausend Mal besser als McDoof…“
„Nicht, dass du jetzt ein falsches Bild von mir bekommst…“, meinte Brad kleinlaut.
„Falsches Bild von dir? Du meinst, als hättest du sowas wie Courage?“, gab Barry grinsend zurück.
„Nein… Ich ess‘ sonst gerne bei Burger King… Aber die haben mich ja gezwungen…“, erklärte Brad an Leon gewandt.
„…Und was treibt ihr so, wenn ihr mal keine Zombies abknallt, Fastfood fresst oder eurem Piloten die Eier grün und blau tretet? Also freizeitmäßig?“
„Es war eher ein Lila…“, verbesserte Brad mit verstörtem Gesichtsausdruck.
„Schießen…“, meinte Barry dann. „Mein größtes Hobby…“
„Lesen…“, erwiderte Brad. „Mein einziges Hobby… Ach ja! Und ich sammle Disneyfilme! Aktuell habe ich über…“
„Und du?“, unterbrach Barry seinen Kollegen, als wär‘ er gar nicht da.
„Nun… Wenn ich mal frei habe, modele ich für Friseurmagazine… Sieht man das?“, fragte Leon, während er sich durch’s Haar fuhr.
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