Kapitel 11
„Jetzt reiß dich gefälligst zusammen!“, ermahnte Wesker sich selbst, während er beim Schrei einer Krähe zusammenzuckte. „Du bist Captain bei den STARS, verdammt! Und was tust du? Stolperst hier rum wie ein fetter Schuljunge, wo cool sein will…“, dachte er verärgert über sich selbst und die allgemeine Situation.
Dann löste sich seine Spannung etwas, denn eine alte, kleine Holzhütte geriet in sein Sichtfeld. Er lief darauf zu, konnte in der Nähe jedoch weder Zoe noch den Merchant ausmachen.
„Seltsam…“
Mit dem HK416 im Anschlag betrat er die Hütte. Prüfender Blick nach rechts, links…
„WAH!!“, schrie der Captain spitz auf, die Waffe fest umklammert. Ihm bot sich ein entsetzlicher Anblick – an der Wand hatte man offenbar eine Frau mit Hilfe einer Mistgabel aufgespießt. Und nun hing sie da. Wie lange schon, konnte Wesker weder an ihrem verwesten Körper, noch am widerlichen Geruch, der in der Hütte lag, festmachen.
„Das is‘ ja ekelhaft…“, stöhnte er, während er wieder nach draußen ging.
„Bleibt zu hoffen, dass es Ashley Graham nicht genau so ergangen ist…“
„Wesker von Chambers…“
„WAAAAH!!“ – ein erneuter Aufschrei seitens des Captains. Hastig nahm er das Funkgerät von seiner Weste und drückte die Sprechtaste durch.
„Erschrecken Sie mich gefälligst nicht so, Cham… Äh… Was ist denn?!“, fragte er vorwurfsvoll.
„Ja… Wir haben hier eine Decke gefunden… Und darauf sind definitiv blonde Haare…“, erzählte Rebecca stolz.
„Auf einer Skala von eins bis zehn – was glauben Sie, wie sehr mich das interessiert?!“
„Es sollte Sie zumindest wie eine Zehn interessieren, Captain… Ashley Graham war definitiv in dieser Scheune.“
„Backen Sie sich ein Eis, Chambers… Weitersuchen, Wesker ende…“, murrte der Captain und verstaute das Funkgerät wieder in seiner Weste.
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„Wait! Can you hear that, Stranger?“, meinte der Händler und blieb abrupt stehen.
„Nein, kann ich nicht.“, antwortete Zoe gereizt. „Das einzige, was ich höre, und zwar permanent, ohne Unterbrechung, bist du!!“
„It sound’s like a… Chainsaw…“, flüsterte der Merchant geheimnisvoll, während sich seine Pupillen weiteten.
„Hmm… Hast Recht…“, sagte Zoe dann. „Hört sich an, als käme das Geräusch immer näher…“
Der Händler blickte sich nervös um.
„We have to get outta here, Stranger…“, zischte er, während ihm der Schweiß von der Stirn herabrann.
„Gut, da ist eine Kettensäge, aber wir haben Schusswaff…“, versuchte die irritierte Zoe, den Händler zu beruhigen, bevor dieser laut aufschrie.
„WAAAAAH!! Holy Shit, over there!!!”, brüllte er und deutete auf einen Mann in einem (nicht mehr ganz so) weißen Hemd und einer braunen Latzhose. Er hatte sich offenbar einen Kartoffelsack über’s Gesicht gezogen, und in seiner Hand ratterte die Kettensäge…
„Run for your life, Stranger!!”, rief der Händler, bevor er selbst ein paar Schritte rückwärts taumelte.
„Polizei, Waffe weg!“, meinte Zoe nur und nahm ihre neue Desert Eagle in den Anschlag.
Vollkommen unbeeindruckt machte der Kettensägenschwinger einen Satz nach vorn und hob die Säge, als würde er abschätzen, wie er die Köpfe der beiden am saubersten abtrennen könnte.
Ein Schuss krachte durch den Wald – Zoe hatte getroffen. Das Projektil warf den Holzfäller zurück – aber er konnte noch stehen! Ein zweiter Schuss. Wieder keine Chance. Nummer drei. Nun lag der Angreifer am Boden, stand jedoch sofort wieder auf – offenbar sauer, dass man auf ihn geschossen hatte.
„Was hast du mir da für eine Scheiße angedreht?!“, brüllte Zoe den Händler an und hielt ihm die Desert Eagle entgegen.
„It’s impossible, you cannot kill him!! Run, that might be your last Chance, Stranger!!”, gab der Merchant zurück. Er hatte inzwischen selbst seine Waffe gezogen und feuerte, um den verrückten Holzfäller aufzuhalten.
„Wie, den kann man nicht töten?!“, fragte Zoe perplex, bevor die Kettensäge die Luft zwischen ihr und dem Händler zerriss – Nahkampf war angesagt.
„Scheiße!!“ – Zoe gab einen verzweifelten Schuss in die Hand des Holzfällers ab. Die Lage endete in einem unübersichtlichen Gerangel, mehrere Schüsse fielen. Beherzt wagte der Händler einen Sprung an die Gurgel des Kartoffelsackträgers, beide schrien dabei unablässig. Der Versuch war tatsächlich von Erfolg gekrönt – der Sägenmann lag am Boden. Wie lange der Merchant dann auf dessen Gesicht einprügelte, wusste er nicht. Er hatte jegliches Zeit- und Schmerzgefühl verloren, und machte weiter, bis der Mann unter ihm sich nicht mehr rührte.
„Woah… That was amazin‘… Huh, Stranger?”
…
Keine Antwort - er blickte sich fragend um.
„Stranger?“
Doch er konnte Zoe nicht ausmachen. Hastig suchte er den Boden ab, und wurde unweit der Kettensäge fündig. Sie lag regungslos am Boden, mit dem Gesicht zur Erde.
„No…“, hauchte der Händler ungläubig, während er sich neben Zoe niederließ. „No!! She was my favorite Stranger!! Of all these Strangers I met during my life, SHE was the best one!! Why had you to take her?! WHY-HY-HY-HY-HY?!!”, schrie er und brach in Tränen aus, die Hände gen Himmel gestreckt.
„Jetzt schrei halt nicht so…“, murmelte Zoe, während sie sich langsam wieder aufsetzte.
„Stranger?! You’re alive!! MY FAVORITE STRANGER IS ALIVE!!! Thank you, Lord!!”
„Natürlich lebe ich…“, lächelte Zoe schwach. „Der Spacko hat mich umgeworfen, und dann bin ich wohl gegen den Stein hier geknallt… Das tut verdammt weh…“
„Oh, Stranger!! You’re alive!!"
„Ja… Das hatten wir jetzt schon…“
„I could kiss ya, Stranger!!”
„Lass mal stecken! Hehe… “, meinte sie hastig.
„Whatever ya sayin‘, Stranger…“
„Aber… Woher wusstest du, dass man ihn nicht töten konnte?“
„I know him... I used to live here, too…”
„Erzähl‘…“
„Well… That’s a long story, Stranger…“
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Jill kniete hinter einem Haufen gestapelten Holzes, während sie eine Salve aus ihrer MP5SD6 abgab. Sie hatten erneuten Kontakt mit einem Landwirtenteam gehabt, und nun standen sie unter Beschuss…
„Redfield!! Vorrücken zur Hütte, ich geb‘ dir Deckung!“
„Das sagst du nur so! In echt machst du das gar nicht, weil ich dir egal bin!!“, kam es von Chris, der weiter vorne hinter einem Baum in Deckung stand, zurück. „Du liebst mich nämlich nicht!!
„Tu ich auch nicht!! Das haben wir besprochen! Jetzt renn‘ zu der verdammten Hütte!!“, brüllte Jill leicht angesäuert.
„Nö mit ö!!“, antwortete Chris trotzig.
„Du bewegst deinen Vollidiotenarsch jetzt verdammt nochmal zu der scheiß-verfickten Hütte, sonst tret‘ ich ihn dir bis nach Peru, haben wir uns verstanden, du dämlicher Aushilfsspastiker?!“, brüllte Jill dann.
Soap lächelte sie an – das erste Mal!
„Soll ich ihn weiter anschreien, Soapiedoapie?“
„Hm? Nein… Wie kommst du drauf?“, fragte dieser, als hätte man ihn gerade aus einem Traum gerissen.
„Warum hast du denn eben so glückselig gelacht?“, grinste Jill ihn an.
„Gerade ist eine Kugel da vorne eingeschlagen… Für einen Moment hat es so ausgesehen, als würde sie dich treffen, Jilly…“
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