Kapitel 20
„Okay, sie sind drin. Aufsitzen.“, flüsterte Edward, setzte sein Fernglas ab und bewegte sich in Richtung des dritten Bootes.
„Warum flüsterst du bitte?!“, fragte Richard gereizt, schob ihn zur Seite und nahm den Steuerplatz im Boot ein.
„Weiß auch nicht… Sei doch nicht so aggressiv, Mensch!“, antwortete Edward, der – gefolgt von Jayden und Blake – ebenfalls einstieg.
„Also wie ich das verstanden habe, zählt jetzt jede Sekunde… Von daher…“, meldete sich Jayden vorsichtig, während Blake ihn ungehalten nachäffte und das Boot sich in Bewegung setzte.
„Richard und ich sehen zu, dass wir das Gitter vor diesem Kanal irgendwie aufbekommen, ihr zwei sichert so lange!“, rief Edward den Polizisten durch das Motorgeräusch des Bootes zu.
Blake und Jayden prüften ihre Waffen, und schon bald stoppte das Boot vor dem Kanalgitter.
„Und jetzt? Sprengstoff?“, fragte Richard, stellte den Motor ab und ging zum Heck, während Edward damit beschäftigt war, das Boot am Gitter festzumachen.
„Das wär‘ wohl ein wenig laut… Wir versuchen erst, das Ding zu demontieren.“, gab Edward zurück und kramte ein Arsenal an Werkzeugen aus seinem Gepäck…
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„Sind das nicht wunderhübsche Gemäuer?“, schallte die Stimme des Kastellans durch die Halle, in die er das Team geführt hatte.
„Auf jeden Fall…“, sagte Barry gelangweilt, während Jill und Wesker ein synchrones „Nein“ über die Lippen kam. Der Rest schwieg – bis auf Rebecca.
„Also ich find‘ das schon interessant…“
„Sie finden alles interessant, was verrottet, alt und oder langweilig ist…“, murmelte Wesker, dem der Umstand, unbewaffnet einem Zwerg und seinen Killermönchen ausgeliefert zu sein, offenbar missfiel.
„Stranger…“, meldete sich der Händler auf einmal. „Where are the graveyards for the workers here? I have to see them, because my grandp…”, fing er an zu erzählen, bevor Zoe ihm einen Stoß in die Rippen versetzte.
„Nicht der Moment…“, zischte sie ihm entgegen.
„But…“
„Sind die Herrschaften eventuell an einer Führung durch meine wunderschöne Burg interessiert?“, unterbrach Ramon die beiden.
„Wir sind an unserem Kollegen interessiert… Und daran, hier schnellstmöglich wieder weg zu sein. Also bitte, wo ist er nun?“, fragte Wesker mit einem aggressiven Unterton.
„So entspannen Sie sich doch, guter Mann. Wir sind gerade auf dem Weg in meinen Speisesaal, dort wartet Ihr Kollege bereits auf Sie. Und dort werden wir auch besprechen, wie es mit Ihnen weitergehen wird… Hey! Du! Gebe er in der Küche Bescheid – man möge servieren!“, wandte er sich schließlich an einen Mönch. Dieser sah ihn jedoch bloß fragend an und neigte zögerlich den Kopf zur Seite.
„Essen holen, meine Güte… Jetzt geh schon!“, meinte Ramon daraufhin genervt, und der Kuttenträger spurte.
Nach einigen weiteren mehr oder weniger imposanten Räumen kam das Team unter der Führung des Kastellans endlich im Speisesaal an – im Mittelpunkt befand sich eine gigantische Tafel, bedeckt mit allen möglichen Speisen. Und auf einem Stuhl saß – in bester Laune und mit einer Hähnchenkeule in der Hand – Chris, der das Team anstrahlte.
„Hey, Jill! Und der Rest!“, schmatze er seinen Kollegen entgegen. „Voll die coole Burg, oder? Alles aus Gold und so! Die sind auch alle total nett hier! Der Mönch da heißt Ignatius, mit dem hab‘ ich eben Karten gespielt. Also als ich im Verließ war. Das war nicht so schön, aber dafür haben die mich ja sofort nach hier oben gebracht, als Sie das über Funk geklärt haben, Captain! Danke nochmal, ne?“
Den STARS klappten die Kinnladen herunter, und Jill war die erste, die die passenden Worte fand.
„Sonst geht’s aber noch, du dämlicher Vollidiot?! Wir kommen her und lassen uns von irgendwelchen gestörten Sektenspastis die Knarren wegnehmen, bloß, um dich hier rauszuholen; weil du so blöd bist und dich von einem drittklassigen Hitlerimitat entführen lässt – und dann sitzt du hier und erzählst, wie toll’s hier ist?! Wichser!“
„Was bädeutet dänn här drättklassig, meine Teuerstä…?“, fragte Adolf, der inzwischen neben Chris Platz genommen hatte.
„Ah, toll! Der Psycho, der uns eben noch mit `nem gottverdammten Weltkriegsspielzeug ausrotten wollte, ist auch da! Ich mach dich fertig, du dummes Schwein! Und dir, Redfield, reiß ich eigenhändig die Eier raus! Und Sie grinsen gefälligst nicht so dämlich daher, Sie arroganter Eberschniedel!“, führte Jill ihren Vortrag fort, wobei letzteres an Wesker gerichtet war, welcher ungehalten loskicherte.
„Verzeihen Sie, aber diese… Ich sage einmal Negersprache, nicht? Wie sie in Ghettos gesprochen wird… Muss doch nicht sein. Wir sind schließlich alle zivilisierte Menschen, nicht?“, meldete Von Eich sich zu Wort.
„Und wer ist das jetzt wieder, verdammte Scheiße?! Der sieht aus, als würde er Kinder missbrauchen! In dieser Drecksburg sehen generell alle aus, als würden sie Kinder missbrauchen!“
Von Eich, der Kastellan und Adolf wechselten empörte Blicke.
„Ihr habt mich schon verstanden, Kinderfickerpack! Zieht euch bestimmt jeden Abend noch `ne schöne Nase Koks und geht dann auf Menschenesserparties!“
„Äch moss doch sehr bätten…“, sagte das Hitlerimitat und erhob sich von seinem Platz. „Als Föhrer des Deutschen Reichäs werde äch mär das mät Sächerheit nächt gefallen lassen!“
„Na dann komm doch her, Arschloch!“, schnaubte Jill und ballte ihre Hände zu Fäusten.
„Bin ich jetzt Schuld...?“, fragte Chris unbehelligt.
„Du bist generell an allem Schuld, was hier schief läuft, Redfield!!“, brüllte Jill ihn an, während Soap seinen Kopf kontinuierlich gegen die Wand hämmerte und vor sich hin murmelte.
„… Und das soll die Mutter meines Kindes werden… Was hab‘ ich denn getan?! Jesus im Himmel, womit hab‘ ich das bloß verdient…?“
„Entschuldigen Sie vielmals…“, meinte Rebecca nun. „Unsere Jill ist einfach nur ein wenig müde, da ist sie manchmal etwas gereizt… Vielleicht sollten wir jetzt einfach ess…“
„Entschuldige dich gefälligst nicht für mich!! Blöde Kuh…“, schmollte Jill, die sich inzwischen hingesetzt und den Kopf auf die Arme gelegt hatte. „Ich will meinen Soapie…“, nuschelte sie anschließend, und Rebecca bedeutete dem SASler, sich von der Wand zu trennen und neben Jill Platz zu nehmen. Widerwillig leistete er Folge.
„Nun… Gut.“, sagte Ramon irritiert. „Bitte, setzen Sie sich alle. Greifen Sie zu! Und lassen Sie uns über das wesentliche reden. Zunächst: Warum sind Sie hier?“
„Wir suchen die Tochter des US-Präsidenten. Sie haben etwas mit ihrem Verschwinden zu tun, nehme ich an?“, gab Wesker zurück.
„Dachte ich mir… Und angenommen, ich hätte etwas damit zu tun: Was schlagen Sie vor, was wir nun tun? Soll ich Ihnen das Mädchen einfach so mitgeben, damit Sie morgen mit Verstärkung auf der Matte stehen und mich festnehmen?“
„… Was schlagen denn Sie vor, Herr Kastellan…?“
„Ich mache Ihnen ein einmaliges Angebot. Sie nehmen das Mädchen mit, haben es aber nicht hier in Spanien, sondern irgendwo anders gefunden. Sie stimmen Ihre Aussagen aufeinander ab, sodass niemand an Ihrer Geschichte zweifelt. Ihren Kollegen lassen Sie uns jedoch noch für ein, zwei Wochen als Pfand da, damit ich sichergehen kann, dass sie die Öffentlichkeit auch wirklich im Glauben der erfundenen Geschichte lassen. Natürlich würde ich Ihnen auch eine beachtliche Bargeldsumme zukommen lassen, als Zeichen des guten Willens. Wie klingt das für Sie?“
„Moment. Sie würden uns sogar noch bezahlen, damit wir die Präsidententochter mitnehmen? Dann geht es Ihnen also nicht um Lösegeld. Weshalb aber das ganze Theater mit der Entführung…?“
Ramon und Von Eich sahen sich einen Moment lang besorgt an.
„Das hat Sie nicht zu interessieren.“, wich Ramon schließlich aus. „Stimmen Sie nun zu?“
„Auf dieser Basis verhandle ich nicht mit Ihnen. Ich will wissen, was Sie hier treiben, und warum Sie das Mädchen entführt haben, wenn es in Ihrem Plan ja anscheinend überhaupt nicht relevant ist!“
„Wenn Sie nicht verhandeln, töte ich Sie einfach alle. Also bitte; ich bin bemüht, diese Sache friedlich enden zu lassen. Warum das Gör entführt wurde, spielt keine Rolle. Ende.“
„Geben Sie uns ein paar Stunden Zeit, um darüber nachzudenken.“, meinte Wesker nach einer kurzen Schweigepause.
„Die bekommen Sie! Ich bin überzeugt, dass Sie die richtige Entscheidung treffen werden… In der Zwischenzeit können Sie sich ruhig in meiner Burg umsehen; fühlen Sie sich wie zu Hause… Oh, eine Sache noch. Sie haben sicher Verständnis dafür, dass ich Ihren Kollegen Redfield in der Zwischenzeit wieder in das Verließ bringen lasse. Andernfalls könnten Sie noch auf dumme Ideen kommen…“
„… Und das wäre der Situation alles andere als zuträglich… Nicht?“, meinte Von Eich und blickte in die Runde.
Der Rest des Festmahls lief recht bedrückend ab – Adolf, Von Eich und Ramon ließen es sich schmecken, das Team stand den Speisen – bis auf Barry und Merchant, die kräftig zulangten – skeptisch gegenüber, und Jill war mit dem Kopf auf dem Tisch eingeschlafen.
„Äch sähe, dass Sä keine einheitlächen Oniformen tragen… Wälchem Verband gehören Sä an?“, brach das Hitlerimitat das Schweigen, bevor er sich wieder seinem Braten zuwandte.
„Das wiederum hat Sie nicht zu interessieren…“, gab Wesker zurück.
„Oh doch, mein Läber!“
„Lassen Sie gut sein…“, beschwichtigte Ramon ihn.
„Sä sänd aber keine Rossen, oder?“
„Sehen wir aus wie welche…?“, warf Soap gelangweilt ein.
„Da moss äch nonmal sichergähen, mein Läber… Mät Rossen habe äch schlächte Erfahrongen gemacht…“
Wieder kehrte Stille ein, und alle saßen vor mehr oder weniger leeren Tellern. Der Kastellan erhob sich.
„Nun denn, folgt mir in die Gemeinschaftshalle. Ignatius, Torben, man bringe Redfield wieder ins Verließ“, ordnete er an und ging, umringt von Wachmönchen, voran, während Chris sich offenbar bereits auf ein erneutes Kartenspiel mit den Mönchen freute...
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